Körperfunktionen

  

Wissenschafts-Kolumne von Witte

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Leonardo da Vinci  "Der vitruvianische Mensch"

Teil 8

Erstveröffentlichung in Kiezkieker #12 vom 26.02.2012

Wer seine Brötchen als Drehstuhlpilot verdient, nennt meistens auch einen e-mail-account sein eigen, und da geht das Elend dann los. Damals, in der guten alten Zeit, als Witze noch face-to-face kommuniziert wurden, konnte man die Verbreiter pointenloser Anekdoten ja noch entsprechend direkt abstrafen. Heutzutage hingegen bringen diverse Charaktere ihr defizitäres Humorverständnis unters Volk, indem sie mails durch die Weltgeschichte schicken, die so ulkige Betreffangaben wie „witzig“, „lustig“ oder „was zum schmunzeln“ ihr Eigen nennen. Da gibt`s dann furchtbar komische Schnappschüsse zu sehen, das Praxisschild von Zahnarzt Dr. Pein zum Beispiel, oder einen Affen, der sich am Anus pult … wat heb wi lacht, wat heb wi grölt. So was hat´s früher nicht gegeben, nein nein. Anno Tobak gingen maximal Spaß-Faxe durch die Firmen, oder aber Kopiervorlagen von Hand zu Hand. Eines dieser Kleinplakate hatte es mir ganz besonders angetan, man traf es in diversen Werkstätten, Spindtürinnenseiten und Jugendzimmern an. Ein von unkundiger Hand mehr schlecht als recht gezeichneter Donald Duck in Handwerkerkluft, Bleistift hinterm Ohr, Kippe im Maul, grimmiger Gesichtsausdruck. Darunter die hübsche Aussage, dass die Zahl derer, die einem am Arsch lecken könnten, mit jedem Tag wachse. So etwas an der Zimmertür der älteren Brüder von Klassenkameraden, das mussten ja harte Hunde sein, die Eltern konnten es schließlich sehen, huiuiui.

 

Möglicher Weise basierte der elterliche Langmut auf einem pädagogischen Konzept, pubertäre Provokationen mit stoischem Desinteresse zu konterkarieren. Oder aber, die beiden waren passionierte Rimmer und fanden es recht apart, dass der Filius in ihre Fußstapfen zu steigen versprach. Eventuell freuten sie sich auch darüber, dass der Sprössling auf literarischen Spuren zu wandeln schien, schließlich hielten sich schon Goethe (Götz v. Berlichingen, dritter Aufzug) und Grimmelshausen (Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, 14. Kapitel) in diesen Gefilden auf. Und ebenfalls der gute alte Sartre, denn „das Vaterland, die Ehre, die Freiheit. Keine Rede davon! Das Universum dreht sich um ein Paar Pobacken, das ist alles.“ Muss man natürlich nicht so sehen, tun aber einige, und darum hat auch die plastische Chirurgie reichlich zwischen Bauchnabel und Oberschenkelhalsknochen zu tun. Und ähnlich wie bei den Brustvergrößerungen, treiben sich auch „unnerum“ offenbar reichlich Scharlatane herum. In Florida zum Beispiel hat eine selbsternannte Schönheitschirurgin jahrelang mit Zement, Mineralöl und Reifendichtmitteln Hinterteile verschönert. Wundverschluss mit Sekundenkleber inklusive. Eine faszinierende Branche!