Körperfunktionen

 

Wissenschafts-Kolumne von Witte

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Leonardo da Vinci  "Der vitruvianische Mensch"

Teil 11

Erstveröffentlichung in Kiezkieker #16 vom 22.04.2012

Im Bad können einem morgens ja angeblich die tollsten Sachen widerfahren, vom Anblick des eigenen Spiegelbildes mal abgesehen. Ab und an liest man immer mal, dass irgendwo `ne Ratte den Kopf aus der Kloschüssel gehalten habe, aber so was in der Art ist mir noch nie passiert. Zu mehr als einem vorbeihuschenden Silberfisch reicht´s halt nicht, irgendwie typisch. Mittelmaß. Auch im Morgenmantel. Auftrumpfen hingegen kann ich wenn es gilt, die Überreste des vorabendlichen Nikotinkonsums zu entsorgen, und damit meine ich nicht den gut bestückten Aschenbecher. Was da so alles in den Atemwegen lagert, ist schon der Rede Wert. Das gelbe vom Ei, sozusagen. Warum wird so ein feister Klumpen Morgenschleim eigentlich nicht als Warnhinweis auf Kippenschachteln bildlich festgehalten? Dieses Marsupilami en miniature, dunkel gesprenkelt, grün-beiger Körper, das wäre doch ein prima Werbeträger für Anti-Rauch-Kampagnen. Rotzi, der lustige Abstinenzler auf großer Abenteuerfahrt über die Emaillefläche, sich zäh am Beckenrand festhaltend, um schlussendlich doch tragisch durch den Abfluss zu entschwinden. Karius und Baktus für Erwachsene…


Früher, als der Marlboro-Mann noch als veritable Blaupause für herb-männliche Lebensentwürfe galt und pickelige Heranwachsende davon träumten, mit der Camel-Trophy durch den Dschungel zu gurken, wurde dem Tabak ja noch in einer Art und Weise öffentlich gefrönt, wie es derzeit kaum vorstellbar scheint. Während heutzutage eigentlich nur noch Helmut Schmidt unter Beweis stellt, dass man – bei entsprechender medizinischer Versorgung für Reiche - qualmend quasi biblische Alterssphären erreichen kann, war der Raucher als solches vor gar nicht all zu langer Zeit noch recht präsent im medialen Raum. Talkshows in den Achtzigern? Darf ich Ihnen Feuer geben, Herr Kinski? Oder noch ein paar Jahre früher, Günther Gaus. Eine Koryphäe des Qualitätsjournalismus und des blauen Dunstes. Guter Mann im Übrigen, kann man durchhaus mal im Internet checken, das Interview mit Hannah Arendt beispielsweise. Fernab dieser geistigen Höhen aber, hat meiner bescheidenen Meinung nach nur ein Einziger mit cineastischer Bravour eine durchgezogen, nämlich Helmut Körschgen. Brando, Eastwood, Pacino … alles Amateure. Im wife-beater die Treppe runter, Schachtel Ernte ziehen und direkt am Automat inhalieren, so wird´s gemacht. Denn nach wie vor gilt: Solange man lebt, soll man rauchen. Sagt Körschgen. Und der muss es wissen, als Lieutenant. Aber von der Polizei lassen wir uns ja schließlich nichts sagen, oder? Nee, von daher geht´s ohne Rauch auch, und wahre Liebe wartet. Ach, haut doch alle ab…