Ausnahmsweise mal keine 20 Meter großen Zecken, die in die Stadt des kommenden Gegners einfallen. Die hätten in den "Bächle" ja auch nur sehr beengten Platz gefunden.
Zu diesen kleinen Kanälen, die Freiburg durchziehen, habe ich noch eine winzige Anekdote, die jetzt folgen muss.
Das erste Auswärtsspiel nach dem vor-vorletzten Erstligaaufstieg im Hochsommer 1995 ebendort war ein magischer Moment. Nach einem 4 zu 2 zuhause gegen 1860 dann an einem Freitagabend im Dreisamstadion 2 zu 0 obsiegt, kurz am Ambrosia der Tabellenspitze genippt. ON TOP OF THE WORLD!
Jung waren wir damals noch, blutjung. Und berauscht, sehr berauscht.
Die Erkenntnis, dass Drogen eigentlich gar nicht geil sind, greife ich mittlerweile aus der Altklugen-Schublade. Neben all den Verwerfungen im sozialen und gesundheitlichen Bereich nervt mich besonders, dass der Mist am Anfang noch so großartig reinhaut, um dann bei jeder weiteren Zugabe immer schwächer und schwächer zu wirken. Steigerung der Dosis, Wechselwirkungen der Substanzen und gelegentliche Enthaltsamkeitsperioden können natürlich helfen, doch das führt in der Regel ja auch nicht zu langfristigen Erfolgen.
Menschen, die sich ein inneres Belohnungssystem aufbauen können, dessen Highlights Sport, Lesen oder Gartenpflege sind, bewundere ich zutiefst.
Andererseits kann doch der einzige triftige Grund für die Menschheit, diesen Planeten bevölkern zu dürfen, nur sein, im totalen Einklang mit der Natur zu leben. Wie es heutzutage vermutlich nur noch einige ganz wenige indigene Völker in entlegenen Gebieten am Amazonas oder in Neuguinea vorleben. Zivilisationen, die alles richtig, während wir nur alles kaputt machten und machen. Die Tatsache, dass in deren Traditionen und Riten Drogen, von denen Mutter Natur in den Tropen bekanntlich einige bereithält, nicht selten eine sehr entscheidende Rolle spielen, legitimiert meiner Meinung nach jedoch den Trieb, transzendieren zu wollen. Vermutlich handelt es sich um eine Art Ur-Instinkt, der uns allen - mal mehr, mal weniger - innewohnt.
Wieder 29 Jahre zurück:
Schon vor dem Anpfiff geflogen. Es war wunderbares Wetter den Tag über, 30 Grad im Schatten. Das erzeugt Thermik, Aufwinde in Richtung Wolke 7. Die Extase nach Schlusspfiff, der Siegestaumel der Leute im Block. Korrektes Volk auch in Freiburg, ohne Ende ausgegeben gekriegt, richtig Gas gegeben.
Irgendwann dann in der Innenstadt auf der Straße zusammengesackt und genächtigt... bis die Stadtreinigung nervte, ich mich umdrehte und bemerkte, dass mein Kollege O. gerade drauf und dran war, in einem der Bächle zu ertrinken. Das Wasser darin reicht kaum bis zum Knöchel, hat mit Sicherheit in den letzten Jahrhunderten kein Todesopfer gefordert, doch der Knilch hätte es beinahe geschafft. War bereits hellblau angelaufen, vermutlich ein Fall für die Notaufnahme, doch nach einem Bier und einem Sniffen über den Handrücken ging seine Party schon wieder weiter. Schauderhaft und legendär zugleich.
Wir waren jung, blutjung.