Ich gestehe ohne Umschweife, dass das ganze Thema Auswärtsfahren für mich schon seit geraumer Zeit keine Option mehr ist. Etwas länger als zwanzig Jahre so ziemlich alles mitgenommen und knapp 300 Trips gemacht, plus nochmal 150 Touren mit den Amateuren durch den norddeutschen Raum. Damals war es ja noch möglich, alle Spiele der Profis und der 2. Mannschaft zu sehen, weil die Partien - ganz im Gegensatz zu der seit Jahren stattfindenden Praxis - extra so gelegt wurden, dass sie sich eben nicht zeitlich überschnitten.
Doch irgendwann war es nur noch mühsam: Immer die selben Autobahnen, immer die selben hässlichen Städte mit noch hässlicheren Stadien... das hat mich angeödet. Hinzu kam noch, dass ich Jahr für Jahr schlechter damit klar kam, von hirnlosen Ordner-Trupps und Staats-Schergen drangsaliert zu werden wie ein Mensch zweiter Klasse.
Ich vermisse die Away-Sparte auch deshalb nicht, weil jeder meiner Tage in irgendeiner Weise mit dem FC St. Pauli gefüllt ist. Außerdem spielt die Ahnung mit hinein, dass es ratsamer sein könnte, lieber die Fußball-Reisen der Vergangenheit zu verklären. Was mich gleich die Frage aufwerfen lässt: Was war dein bestes Auswärtsspiel? Ich weiß, gar nicht so einfach zu beantworten. Eine Tour, bei der ein Aufstieg eingetütet wurde? Also Ulm 1988, oder Nürnberg 2001? Doch eher der Quasi-Aufstieg 2007 in Erfurt oder der Sonderzug nach Fürth?
Womöglich sind aber auch andere Beweggründe entscheidend. Derby-Sieg im Volxpark (zugegeben keine sehr weite Fahrt..) oder andere Gehässigkeiten wie beispielsweise damals in Magdeburg, als wir dem 1. FCM so herrlich den Aufstieg vermasselt haben.
Ich selbst mag mich nicht festlegen, denn gerade in den ersten Jahren (Anfang der 90er) haben wir auswärts sowieso (so gut wie) nie gewonnen, war ein Punkt meist das höchste der Gefühle. Dafür spielte jedoch der Faktor "Abenteuer" eine gewichtige Rolle. In kleiner Gruppe als erkennbare St. Pauli-Zecken mit der Regionallbahn zu fahren, war beispielsweise oft ein mehrstündiger Spießrutenlauf, schließlich wollte einem so ziemlich jeder andere Fußball-Anhänger ans Leder. Damals nicht immer schön, in der Nachbetrachtung jedoch die tollste Zeit. Kennen wir ja alle von den Dingen, von denen wir süchtig sind: Am Anfang knallt's am besten.
Ein ganz großer Abend in der Fremde war auf jeden Fall der zweite Spieltag der Saison 95/96 in Freiburg. Die Fahrt, das Wetter, das Spiel, die Tabellenführung in der Bundesliga. Selbst die potthässlichen "Inter Mailand-Trikots" konnten dieses Paket nicht trüben. Seltsamerweise waren von dieser Begegnung bislang keine bewegten Bilder hochgeladen worden. Bis vorgestern, was mich - abermals ohne Umschweife - zum heutigen Video bringt. Als Sven Brux noch auf dem Zaun saß: