Eben den Fernseher angeschaltet, um zu gucken, was die dritten Programme heute so an Drittligafussball anbieten. Dabei über Olympia in der ARD gestolpert.
Noch nie zuvor habe ich derart wenig Notiz von diesem Großereignis genommen, das zumindest im letzten Jahrtausend noch eine magnetische Anziehungskraft auf mich ausübte. Seoul '88 jede Nacht durchgemacht, um auch ja keinen Vorlauf bei den Kanuten, keine Qualifikationsrunde bei den Judoka oder irgendwelche Military-Reiten-Wettkämpfe zu verpassen.
Angefangen hatte alles vier Jahre früher. Hanuta und Duplo haben mich zu einem dicken Kind werden lassen, das kiloweise die Schoki in sich reinstopft, getrieben vom Zwang, unbedingt das dazugehörige Sammelalbum zu befüllen. Mit Sportstars in die präpubertäre Fettleibigkeit getrieben. Es hat fast 20 Jahre gedauert, bis sich von diesem Ballast wieder befreit werden konnte. Scheiss Ferrero... der Dreckskonzern müsste mir eigentlich nachträglich einen mittleren fünfstelligen Betrag an Schmerzensgeld zahlen, wenn das Verursacherprinzip richtig zur Anwendung käme.
Zurück zum Thema:
Wollte ich also folgerichtig umschalten, doch aufgrund dessen, dass sich da gerade das 100 Meter Finale der Frauen anbahnte, einen Blick riskiert. Mir sagen die ganzen Namen auch überhaupt nichts mehr, irgendjemand aus Jamaika wird natürlich gewinnen, da es daran bekanntlich bei fast allen Sprintdistanzen beider Geschlechter seit langer Zeit kaum Zweifel gibt.
Und normalerweise wäre mir der Ausgang dieses Rennens natürlich keine Erwähnung wert, warum auch? Anders hier:
Die neue Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah und die zweitplazierte Shelly-Ann Frazer-Pryce kommen zwar beide von besagter Karibikinsel, doch hassen sich offensichtlich wie der Teufel das Weihwasser. Selten erlebt, dass bei Sommerspielen minus 30 Grad herrschen. Gefällt mir sehr gut, unterscheidet sich angenehm von den ansonsten stattfindenden Szenen nach Zieleinlauf. Fünf Prozent mehr negative Energie und sie hätten sich noch auf der Tartanbahn gegenseitig das quitschbunte Kunsthaar vom Kopf gerissen, herrlich!