Die Luft wird zunehmend dünner für analoge Menschen. Die tumbe Masse, gefühlt 97,5 Prozent aller Mitmenschen, nur noch ein willfähriges Opfer. Sklaven der digitalen Diktatur.
Scheiße, ich kann es immer nur wiederholen: Ich fühle mich nicht wohl im Heute und habe Angst vorm Morgen. Allein das Gestern gibt mit Halt.
All der Schnickschnack, mit dem gewiefte Leute ohne Skrupel simpler gestrickten Kunden die letzte Kohle aus dem Kreuz leiern, hat NICHTS besser gemacht.
Gut, ok... man kann auf einem Handy seit knapp 25 Jahren erkennen, welches Arschloch einen da gerade anruft, und nimmt einfach nicht ab. Zugegeben, das ist nützlich. Aber wiegt das die heutige Existenz von beinahe 80 Millionen Smombies auf? Motorisch und notorisch Gestörte, deren Fokus im Leben nur noch in einem etwa DIN A6-großen Spielzeug liegt?
Wenn so ein juveniles Pickelgesicht an der Supermarkt-Kasse partout mit seiner Handy-App bezahlen will, weil er die 99 Cent für sein Zahnpflegekaugummi leider nicht in bar aufbringen kann, das Ganze nicht funktioniert, sich bubblegummäßig in die Länge zieht... stehe ich dahinter und verfluche mein Leben. Letztes Mal während eines solchen Folterganges habe ich vor Wut die beiden Kartoffeln (festkochend), die eigentlich kurz darauf ein kleines Steak flankieren sollten, zerdrückt, um den akuten Stress abzuleiten, nicht ausfällig zu werden. Der Edeka in der Paul Roosen-Straße ist seit Dekaden ein wichtiger Faktor in meinem Alltag. Ein Ort, an dem ich mich zu benehmen weiß, mit den reifen sächsischen Damen hinter der Fleisch- und Wursttheke schäker.
Der irritierte Blick der Kassiererin, als sie das Malheur mit den Erdäpfeln sah, ließ die Frage nach dem Warum im Raum bzw. im Markte stehen. Doch beim Fingerzeig auf die bargeldlose Warteschleife, die vor mir dran war, verstehen wir uns gleich, schwelgen sofort zusammen von früher... ohne auch nur ein Wort zu wechseln.
Habt Ihr früher in der Schule auch die George Orwell 1984-Verfilmung gucken müssen? Das war quasi Standardprogramm an Hamburger Gymnasien Ende der 80er. Mit 12 Jahren oder so habe ich das Ganze nicht verstanden, wollte nur nach Hause an den Amiga 500.
Mittlerweile - in einer Zeit, in der sich das Volk freiwillig Alexa-Überwachungs- und Ausspähtechnik ins Wohnzimmer stellt, um vom Sofa das Licht ausknipsen zu können - ist alles verständlich, die List dahinter unschwer zu durchschauen.
Ich zahle nur in bar, fahre ausschließlich mit dem Fahrrad, verreise nicht. Social media brauche ich so dringend wie akutes Nierenversagen. Und wären die Zeiten für gedruckte Fanzines inzwischen nicht so schwer wie die WM-Qualifikation für San Marino, würde ich auch den ganzen Ulk mit diesem Blog ganz bestimmt nicht machen.
Schlimmer noch als das Fanzine-Sterben ist jedoch, was die Digitalisierung den jugendlichen Subkulturen antat. Wie die Kettensäge im Regenwald. Ich mein... hab als kindliche Zecke noch von Teds aufs Maul gekriegt. Damals scheiße, heute als verklärte Erinnerung nur noch geil! Schön vor der Markthalle. Samstags am Mönckebergbrunnen, Spritzenplatz in Ottensen oder auf dem Dom. Asi-Hools, Popper, Punker, Türken-Gangs. Da war noch was los. Heute ist alles Instagram, peinliches Gieren um Aufmerksamkeit, Likes und Follower.
Wird vielleicht Zeit für eine neue gesellschaftliche Bewegung, die sich all diesem Quatsch in Gänze verweigert... ohne mit so nem Kack wie Barfußlaufen, verfilzten Haaren oder anderer Hippie-Auswüchse zu nerven.
Bis dahin halte ich mich mit guten Jahrgängen über Wasser. Mit vergilbten Reportagen im Heft und kruden Fundstücken hier. Denn bei aller Kritik, muss auch ein konträrer Aspekt berücksichtigt, eine Inkonsequenz zugelassen werden. Youtube fernab all dieses Influencer-Gesocks und unter der Zuhilfenahme eines Add-Blockers kann durchaus ein gutes Transportmittel für kurze Zeitreisen sein. Selbst ansonsten äußerst verdächtige Dinge wie Algorithmen können plötzlich zur helfenden Hand mutieren. Jeden Tag entdecke ich auf diese Weise Perlen, Würmer, die sich vielleicht nur in mein eigenes Ohr bohren, weil beispielsweise Punkrock aus der Alpenregion schon Ende der 1970er Jahre nicht unbedingt die Massen elektrisiert hat. Gelinde gesagt.
Seeehr lange Rede, kurzer Sinn. Fallbeispiele: Die Gruppe "KLEENEX" aus der Schweiz. Alter, die Bassistin! Ich glaube, ich habe mich ein wenig verguckt. Wenngleich die inzwischen deutlich zu alt für mich sein dürfte, womöglich schon im Alpenh.. äh, im Altenheim, die Gute. Jaja, mieser Kalauer!
Die Gruppe "SCHUND" aus Wien mit zwei Knallern, die mir komplett unbekannt waren.. Vielleicht doch zu viele "SCHLACHTRUFE BRD" gehört, haha!